Urban Dead - eine Mikrostudie
Urban Dead ist wie erwähnt ein Massive Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG). Das Setting liegt in der fiktiven Stadt Malton, die von einer Virusepidemie heimgesucht wurde, die in der Stadt ein Massensterben ausgelöst hat. Ein Rest von Lebenshauch steckt in den Toten, so dass sie als Zombies wieder auferstehen können und versuchen, die noch Überlebenden als Nahrungsquelle anzuzapfen (Zombies essen Gehirne, so einfach ist das). Aber, und das ist das Spannende am Spiel, wer tot ist, muss nicht tot bleiben. Es gibt eine Möglichkeit, Zombies wieder zu Überlebenden zu machen, indem man ihnen ein Serum spritzt. (Das heißt, es ist durch Tot und Wiederbelebung ein ständiger Seitenwechsel möglich, der von einigen Spielern als Dual Nature auch als das Essential des Spiels betrachtet wird. ) Um ein Ausgreifen der Epidemie zu verhindern, wurde die Stadt von der Außenwelt hermetisch abgeriegelt. Alles, was man zum überleben braucht, muss beim Durchsuchen von Gebäuden gefunden werden. In der Stadt herrscht ein ständiger Kampf ums Überleben – und Sterben lassen. Ganz wichtig: Jeder Spieler kann am Tag nur 50 Aktionen durchführen und auch nicht mehr als 150mal von der selben IP einloggen. Natürlich kann man alles umgehen, aber für die meisten Leute heißt das, maximal drei Charaktere gleichzeitig können aktiv betrieben werden. Und das in verschiedenen Ecken der Stadt, wer mehrere Leute gemeinsam agieren lässt, fliegt raus.
Die Grundlinien des Spiels sind also klar vorgegeben. Zombies wollen Gehirne essen, sprich die Überlebenden töten. Die Überlebenden wollen das nicht und verbarrikadieren sich in den Ruinen der Häuser. Mit der Zeit haben beide Seiten gemerkt, dass man in größeren Gruppen erfolgreicher agieren kann, sowohl was das Errichten von Barrikaden angeht, als auch das Zerstören derselbigen.
So einfach, wie das Konzept klingt, ist es dann aber doch nicht. Denn es gibt auch die Möglichkeit, als Überlebender andere Überlebende zu töten. Die so genannten PKer (Player Killers) sind die meistgehassten Spielertypen (obwohl ich als regelmäßiges Opfer zugeben muss, dass ein gut gespielter Bösewicht den Reiz des Spiels durchaus erhöht – auch wenn er tierisch nervt), vielleicht nur noch getoppt von den GKern, die wichtige Einrichtung, vor allem Generatoren zur Stromversorgung zerstören.
Klingt alles total kompliziert? Macht nichts, beim Weiterlesen wird es bestimmt verständlicher. Und am leichtesten ist es natürlich, wenn man sich bei www.urbandead.com selbst ein Bild von der Lage macht.
alter schwede am 02. Februar 12
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Urban Dead und das Soziale
Ja, ich gebe es zu: Auch ich fröne regelmäßig den Verlockungen der multimedialen Spielwelt. Glück im Unglück – ich bin irgendwann einmal bei Urban Dead hängengeblieben, einem MMORPG, das schon durch seine Spielregeln verhindert, dass der Spieler mehrere Stunden täglich in den Weiten des virtuellen Lebens abtaucht.
Urband Dead ist aber nicht nur ein netter Zeitvertreib, mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es eine Fundgrube für die Beobachtung sozialer Umgangsformen und Prozesse darstellt. Deshalb habe ich beschlossen, mich etwas eingehender damit auseinanderzusetzen, wie das Spiel funktioniert, welche Rollen die Spieler einnehmen und vor allem, wie (a)soziale Interaktion in einem gesellschaftlichen Raum funktioniert, der zu großen Teilen von sich in der realen Welt vollkommen unbekannten Personen gebildet wird.
Bevor wir aber hinter die Kulissen schauen, ist es wohl sinnvoll, das Spielprinzip kurz zu erklären, damit auch all jene, die Urban Dead nicht kennen und auch keine Lust haben, es kennen zu lernen und sich damit noch ein Laster ans Bein zu binden, überhaupt wissen, worum es geht.
alter schwede am 02. Februar 12
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