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Kategorien : Sportkommentar
Fortuna – Mehr Glück als Verstand?
Bis gestern mochte ich die Fortuna. Ich habe mitgelitten, als sie nach unten durchgereicht wurde. Ich habe mich gefreut, als sie Schritt für Schritt wieder nach oben gekommen ist. Ich hatte gehofft, dass sie irgendwann wieder in die 1. Liga aufsteigen würde, denn ich war der Meinung, dass sie dort hingehört. Bis gestern.
Heute wäre ich froh, wenn die Fortuna im Mittelfeld der Oberliga rumdümpeln würde, und das auf absehbare Zeit. Was sich gestern in Düsseldorf abgespielt hat, ist vielleicht nur ein weiterer Zwischenfall in einer Reihe von Provokationen gegen das Fair Play im deutschen Fußball, eine weitere Verschiebung von der Bedeutung der Sportler hin zu den Rängen. Aber jeder kleine Schritt führt uns zu einem Szenario, in dem Fußballspiele nicht mehr durch die Spieler entschieden werden, sondern durch die Fans. Wenn sie der Meinung sind, dass Spiel müsse jetzt abgepfiffen werden, dann stürmen sie den Rasen und machen ein packendes, dramatisches Finish kaputt. Natürlich wurde die Zeit nachgespielt, aber jedem, der irgendwann einmal Sport getrieben hat, dürfte klar sein, dass nach 20 Minuten Pause in einer kurzen Nachspielzeit die Luft raus ist. Die Fans haben das auch gewusst und mit kaltem Kalkül jede Chance der Hertha auf ein drittes Tor zerstört.
Die Frage, die sich der Liga, den Vereinen und dem DFB nach diesem Spiel stellt, ist, wie lange man diese Übergriffe der Fans auf das Spiel noch dulden will. Erst am Montag sind fünf Mannschaften mit Geldstrafen belegt worden, weil ihre Anhänger gegen Ligastatuten verstoßen haben. Die höchste Geldstrafe lag bei 10.000 Euro. Das ist lächerlich. Hier müssen klare Regeln her, die die Vereine empfindlich treffen. Und diese Regeln müssen im Vorhinein klar sein und strikt umgesetzt werden. Werfen eines Gegenstandes – 3 Punkte Abzug, Werfen mit Treffer – 6 Punkte Abzug und ein Heimspiel ohne Zuschauer, Illegales Pyro – 6 Punkte Abzug, Stürmen des Platzes – Ausschluss vom Spielbetrieb usw. Bei drei Vergehen in einer Saison muss es einen automatischen Zwangsausschluss geben. Nur solche Strafen können den Fokus wieder auf das Spiel lenken und selbstverliebte Idioten in ihre Schranken weisen.
Die Vereine ihrerseits wären dann gefordert, mit geeigneten Maßnahmen und genügend Ordnern Störer zu identifizieren, aus dem Verkehr zu ziehen und für den finanziellen Schaden aufkommen zu lassen. Wenn sie dazu nicht bereit sind, weil sie Angst vor ein paar Ultras und anderen Fangruppen haben, dann gehören sie eben nicht in den deutschen Profifußball. Und wenn sie es nicht schaffen, ihre Fans in die Gesamtchoreographie eines Fußballspieles einzubinden, ohne dass die Gesundheit von Spielern, Funktionären und Zuschauern aufs Spiel gesetzt wird, dann sollten sie schleunigst das Management wechseln oder die Tribünen abreißen.
Und auch Liga und DFB sind gefragt. Pyros sind geil, sie machen Stimmung und sind per se nicht illegal. Es müssen Baumaßnahmen in allen Stadien her, die es den Ultras ermöglichen, vor dem Spiel und während der Halbzeitpause Pyros in ihre Tifos einzubinden. Wer dann immer noch in der Kurve zündelt, muss sofort abgeführt werden und zahlt für den Schaden, der durch die folgende automatische Strafe durch die Liga entsteht. Punkt. Aus.
Ach ja, die Fortuna. Nach dem, was gestern geschehen ist, gibt es nur zwei Lösungen:
Die konsequentere, die auch anderen Vereinen, wie etwa Frankfurt oder Nürnberg klar machen würde, was geschieht, wenn sich ihre Fans nicht unter Kontrolle kriegen, wäre ein sofortiger Ausschluss Düsseldorfs aus der ersten Liga. Das Spiel müsste 3:0 für Hertha gewertet werden. Damit hätten die Berliner die Relegation gewonnen.
Die Weichspülvariante wäre ein Wiederholungsspiel auf neutralem Platz.
Wahrscheinlich wird es aber doch wieder nur eine Geldstrafe im vierstelligen Bereich und einen erhobenen Zeigefinger geben. Denn die Herren der Liga haben noch nie Eier gehabt.
alter schwede am 16. Mai 12
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Deutsche Handballer nicht bei Olympia
Die deutsche Handballnationalmannschaft der Herren hat die Olympiaqualifikation verpasst und das ganze Land trauert mit ihnen. Dabei interessiert sich doch sonst niemand für Handball. Mal abgesehen von der WM 2007, die ja auch im eigenen Land stattgefunden hat, ist eine Handball-WM oder –EM eher was für Eingeweihte. Dabei hat das Spiel durchaus viel zu bieten, auf jeden Fall mehr Tempo, Tore und Zweikampfszenen als Fußball.
Aber jetzt haben es die Deutschen nicht zu Olympia geschafft und die ganze Nation fragt sich: „Wie konnte es soweit kommen?“ Dabei ist Handball doch der deutsche Sport schlechthin. Hierzulande quasi geboren und weiterentwickelt. Und jetzt sowas. WIR sind nicht dabei in London.
Zunächst einmal – etwa 18 deutsche Handballer sind nicht dabei. Unsereiner wäre so oder so nicht mitgenommen worden. Und wenn die Herren es nicht hinkriegen, dann ist das zwar schade für sie, aber mehr auch nicht. Deutschland ist keine Handballnation, und wir sollten nicht alle vier, fünf Jahre so tun, als wären wir eine. Wenn das vielen Leuten nicht passt, kann man das ändern. Schickt Eure Jungs zum Handball- statt zum Fußballtraining, dann gibt es in absehbarer Zeit auch mehr gute Handballer im Lande. Wenn nicht, bleibt uns weiter nur das Jammern über die Schiedsrichter, den Ball, die Zuschauer oder die komische Tabellenabrechung (Deutschland hat genauso viele Punkte wie Mazedonien, eine gleiche Tordifferenz bei mehr erzielten Treffern, das direkte Aufeinandertreffen gewonnen und trotzdem sind die Mazedonier vor uns? Ja, weil die Polen auch 5 Punkte haben und dann zählt der Dreiervergleich, den die Mazedonier mit einem Tor für sich entschieden haben).
Pech gehabt, eben.
alter schwede am 02. Februar 12
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