Wulff tritt zurück - Bühne frei
Wieder einmal ist ein langer politischer Tod gestorben worden und wieder einmal haben wir alle fasziniert zugeschaut, mit dem wohligen Gefühl, dass wir genau wissen, wie das ganze ausgehen wird. Christian Wulff als Bundespräsident ist Geschichte und es wird wohl kaum jemanden geben, der nicht von sich behauptet: „Hab ich kommen sehen.“

Es ist müßig, jetzt darüber zu diskutieren, ob dieser Rücktritt gerechtfertigt, feige oder zu lange hinausgezögert war. Er ist vollzogen und endlich kann sich Deutschland wieder auf eine neue Pressekampagne freuen, diesmal über die um die Nachfolge als Bundespräsident. Wir werden viele Namen und Bilder präsentiert bekommen. Wie üblich werden die ersten offiziell genannten Kandidaten (Schäuble, von der Leyen, Gauck) von allen Seiten ob ihrer Parteilichkeit oder anderer Mängel zerrissen und zurückgewiesen werden, wie üblich wird wieder jemand Thomas Gottschalk oder Dieter Bohlen vorschlagen (der den großen Vorteil hätte, dass zumindest keine überraschenden Skandale an seiner persönlichen Integrität rütteln könnten) und wie üblich werden wir einen ganz am Ende aus dem Hut gezauberten Parteipolitiker präsentiert bekommen. Vielleicht wird es ja Ole von Beust, der ist ja immerhin auch ein Freiherr. Wer weiß das schon. Aber das ist nicht das wichtigste, wichtig ist nur, dass die Medien wieder einige Wochen lang hohe Auflagen und Zuschauerraten verzeichnen können und wir uns alle so richtig demokratisch fühlen, weil wir Präsidenten, die es noch nicht mal schaffen, sich von dubiosen Krediten eine Prunkvilla zu bauen, einfach in die Wüste schicken können.

(Ein Vorschlag zur Güte für die Nachfolgeregelung wäre Angela Merkel. In einer Doppelfunktion als Kanzlerin und Präsidenten könnte sie sich endlich ihren Spitznamen richtig verdienen und sie müsste dann auch keine Angst mehr vor einer Niederlage bei der nächsten Bundestagswahl haben, denn Präsidentin könnte sie ja erstmal bleiben. Da wäre sie doch viel freier in ihren Entscheidungen und das Regieren und Regiertwerden würde gleich wieder viel mehr Spaß machen.)